Am Montag hatten wir einen normalen Schultag ohne etwas Besonderes. Aber am Dienstag wurde es lustiger. in Estland haben wir eine Sache die "Fox Week" genannt wird, wo die Elftklässler sich lustige Aufgaben für die Zehntklässler ausdenken. Weil meine Schule in Koeru ist und "Koer" estnisch für Hund ist, heißt die Woche in meiner Schule "Dog Week" (Hunde-Woche). Gestern hat es also gestartet. Natürlich mit Kostümen und so allgemeinen Aufgaben, aber auch einige Spiele und Tänze, die sie machen mussten. Zum Mittag mussten sie sich gegenseitig füttern. Außerdem hatten wir unsere erste extra Estnisch-Stunde und von jetzt an haben wir diese dreimal die Woche. Die Lehrerin was so lustig und sie wollte, dass wir estnische Lieder singen, weil wir in einem Chor sind. Dann hat der Tag geendet und ich konnte zum ersten Mal mit dem Fahrrad nach Hause fahren.
Heute hat mit neuen Fotos von den Kostümen gestartet und dann sind wir zum Sport in die Turnhalle gegangen. In den Pausen mussten die Zehntklässler Macarena tanzen, vor dem Sekretariat knien und jeden anbeten, der vorbeigekommen ist. Schließlich mussten sie zum Mittagessen "Bemmi kummid" singen, was vielleicht das estnische Äquivalent von "Was is'n das fürn Kombi". Danach haben mich meine Eltern abgeholt im nach Tallinn zu fahren. Also habe ich zwei Stunden Geschichte und eine Extra Stunde Estnisch verpasst. In Tallinn sind wir in einen Laden gegangen, der wirklich alles verkauft. Ich habe in Deutschland noch nie ein so großes Geschäft gesehen, in dem man alles von Essen über Bäume und Haustiere bis zu Fahrrädern und Swimming Pools kaufen kann. Sehr beeindruckend. Danach sind wir in ein 100 Jahre altes Militärgebäude gegangen, das für viele Jahre nicht genutzt wurde, weil mein Vater sehen wollte, welches Holz dort aufbewahrt wurde. Normalerweise ist das Gebäude komplett verschlossen, aber natürlich konnten wir rein. Um ehrlich zu sein, hat es sich überhaupt nicht sicher angefühlt, aber es war sehr cool und dann haben wir den eigentlichen Grund besichtigt, weshalb wir nach Tallinn gefahren waren. Wir sind zu einem Abendessen für YFU Freiwillige gegangen, wo wir eingeladen waren als eine potentielle Gastfamilie in diesem Jahr. Weil mein Vater sagte, dass er einfach ein T-shirt tragen würde, dachte ich das sei okay und bin so gegangen, wie ich von der Schule gekommen war. Als wir am Restaurant angekommen sind, habe ich eine ununterbrochene Reihe Michelin-Sterne gesehen und konnte mich nicht umziehen. Ich habe mich während des Mehr-Gänge-Menüs etwas underdressed gefühlt, aber das war in Ordnung. Am Ende wurde meine Familie die 2024er Gastfamilie und ich bekam eine weitere Gelegenheit mit vielen der YFU Freiwilligen zu sprechen, welche alle wissen wollten, wie ich mich jetzt in Estland fühle. Jetzt sitze ich im Auto auf dem Rückweg nach Hause nach diesem anstrengenden Tag.
PS: Heute habe ich eine Antwort von einem estnischen Jungenchor bekommen, der sich dieses Wochenende für seine erste Probe in Tallinn trifft und sich freuen würde, mich in seinen Reihen begrüßen zu dürfen.
Viele Erlebnisse machen das Leben sehr interessant. Und es ist gut, dass Du darüber schreibst und so die Dinge, Fragen und Impulse beim Namen nennst.
Lieber Alfred! Ich habe den Eindruck, Du machst nicht nur jede Woche, sondern jeden Tag neue Erfahrungen. Dabei bleibt aber vielleicht ‘Einiges’ auf der Strecke. Die Beständigkeit ist nicht nur die Mutter der Porzelankiste, sondern man verliert auch leicht Kontakte, die wertvoll sein können. Natürlich behälst Du eine sehr große Abwechslung. Nur festere Freundschaften können schlecht entstehen, wenn an jedem Tag andere Erlebnisse mit anderen ‘Bekannten’ ins Haus stehen.